Datum & Uhrzeit

Datum
Samstag, 15. Oktober 2022
Beginn 20:00
Kasse 19:00

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Namu Ensemble – Ich wandre durch Theresienstadt

Das zweite Konzert des Namu Ensembles im Sendesaal präsentiert Musiken, die zwischen 1940 und 1945 im Konzentrationslager Theresienstadt entstanden sind und heute nur äußerst selten zu hören sind.

Eine Veranstaltung des Namu Ensembles.

Gefördert von:

 

 

 


Namu Ensemble
Dähi Kim –
Flöte
Dannielle McBryan – Oboe
Susanne Milkus – Klarinette
Oscar Alemany – Horn
Abigail Kirsten – Fagott
Vyara Mladenova – Violine
David Agaiarov – Viola
Gerke Jürgens – Cello
Rodolfo Ventorim – Kontrabass

 Annkatrin Babbe – Moderation

Programm:
Ilse Weber (1903-1944): Wiegala, 1942-1944, Ich wandre durch Theresienstadt, 1942-1944

Hans Krása (1899-1944): Drei Lieder für Bariton, Klarinette, Viola und Violoncello, 1943

Pavel Haas (1899-1944): Bläserquintett Op. 10, 1929

Gideon Klein (1919-1945): Streichtrio, 1944

Viktor Ullmann (1898-1944): Herbst (Lyrics G. Trakl) für Sopran und Streichtrio (Arr. für Oboe und Streichtrio), 1943

Rudolf Karel (1880-1945): Nonett Op. 43, 1945

Kompositionen aus dem Konzentrationslager
In den Jahren 1940 -1945 waren im Konzentrationslager Theresienstadt ein Großteil der im tschechischen Raum berühmten jüdischen KomponistInnen und MusikerInnen interniert. Fast alle wurden in Auschwitz ermordet. Die KomponistInnen und ihre Kompositionen wurden während des Krieges als Propaganda für das Vorzeige-KZ Theresienstadt missbraucht und später für lange Zeit vergessen. Dieses moderierte Konzert gibt den wertvollen Werken dieser KomponistInnen eine Bühne.

Namu 나무 Ensemble
나무  [na·mu]  koreanisch für Holz
Holz, das zusammen schwingt

Das 2020 gegründete Namu-Ensemble ist mit seiner Nonett-Besetzung Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott, Horn, Geige, Bratsche, Cello und Kontrabass ein junger Bremer Klangkörper, der sich großer Kammermusikwerke annimmt.
Unser Ziel ist unterrepräsentierten Komponist*innen eine Bühne zu geben, die wegen Unterdrückung, Sexismus und/oder Rassismus in der Vergangenheit heute nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen.

Von einem jungen Alter an war die tschechoslowakische und jüdische Ilse Weber (1903-1944) bereits im deutschen Sprachraum als Schriftstellerin und Dichterin bekannt. Beim Einmarsch der Nazis musste sie sich von ihrem Sohn verabschieden, der mit einem Kindertransport nach England in Sicherheit gebracht wurde. Sie selbst wurde in 1942 nach Theresienstadt deportiert. Dort arbeitete sie in der Kinderkrankenstube als Krankenschwester. Für diese Kinder und in Gedenken an ihren Sohn komponierte sie Lieder. 1944 wurde sie mit den kranken Kindern nach Auschwitz deportiert, wo sie bald nach ihrer Ankunft ermordet wurde.

Hans Krása (1899-1944) studierte bei Alexander von Zemlinsky an der Deutschen Akademie für Musik und darstellende Kunst in Prag  bevor er Korrepetitor am Neuen Deutschen Theater in Prag wurde. 1938 komponierte er seine bekannte Kinderoper Brundibár, die wegen des Einmarsches der Nazis im Geheimen uraufgeführt wurde. 1942 wurde er nach Theresienstadt deportiert. Im Propagandafilm Theresienstadt „Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“ haben die Nazis seine Kinderoper missbraucht, um einen falschen Eindruck der Lebensbedingungen in Theresienstadt darzustellen.1944 wurde er in Auschwitz ermordet.

Einer der bekanntesten Kompositionsschüler Leoš Janáčeks war der Pavel Haas (1899-1944). Mit seinem Bläserquintett hatte er schon 1935 internationale Aufmerksamkeit bekommen und war auf dem Weg zu einer großen Karriere. 1939 wurde er gezwungen, sich mit seiner Familie vor den Nazis zu verstecken. Er musste sich von seiner Frau trennen, um seine Tochter zu schützen. 1941 wurde er nach Theresienstadt deportiert. Am 17. oder 18. Oktober 1944 wurde er in Auschwitz ermordet.

Der jüdische und hochbegabte Klavier- und Kompositionsstudent Gideon Klein (1919-1945) war kaum 20 Jahre alt, als die Nazis in Böhmen und Mähren einmarschierten. Er wurde gezwungen, sein Studium abzubrechen und durfte seine Werke nicht in der Öffentlichkeit präsentieren. 1941 wurde er nach Theresienstadt deportiert, doch trotz der unmenschlichen Verhältnisse, komponierte er weiter. Sein Streichtrio vollendete er am 7.10.1944 – neun Tage bevor er nach Auschwitz deportiert wurde. Im Stück gibt es deutliche Spuren seiner Heimat zu hören.

Viktor Ullmann (1898-1944) studierte 1918 bei Arnold Schönberg in Wien. 1919 brach er sein Studium ab, und zog nach Prag und wurde dort Kapellmeister am Neuen deutschen Theater unter seinem Mentor, Alexander von Zemlinsky. 1942 wurde er nach Theresienstadt deportiert, wo er zwei Jahre viele Kompositionen schuf. 1944 wurde er nach Auschwitz transportiert und ermordet.

Rudolf Karel (1880-1945) war Kompositionsschüler von Antonin Dvorák und wurde 1923 Professor für Komposition am Prager Konservatorium. Neben seiner Kompositionstätigkeit war er politisch aktiv. So half er KZ-Flüchtlingen zu entkommen. 1943 wurde er von den Nazis inhaftiert und später nach Theresienstadt deportiert. Unter den furchtbaren Lebensbedingungen dort, ist er am 6. März 1945 gestorben.

Gefördert durch: Senator für Kultur Bremen, Stiftung Niedersachsen, Waldemar Koch Stiftung