Datum & Uhrzeit

Datum
Freitag, 20. Mai 2022
Beginn 20:00
Kasse 19:00

Namu Ensemble: Das wegweisende Nonett von Louise Farrenc

Das 2020 gegründete Namu-Ensemble ist mit seiner Nonett-Besetzung Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott, Horn, Geige, Bratsche, Cello und Kontrabass ein junger Bremer Klangkörper, der sich großer Kammermusikwerke annimmt.
Unser Ziel ist unterrepräsentierten Komponist*innen eine Bühne zu geben, die wegen Unterdrückung, Sexismus und/oder Rassismus in der Vergangenheit heute nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen.

Eine Veranstaltung des Namu Ensembles


Namu Ensemble
Dähi Kim – Flöte
Dannielle McBryan – Oboe
Susanne Milkus – Klarinette
Oscar Alemany – Horn
Abigail Kirsten – Fagott
Anne Hüttmann – Violine
Anton Rusnak – Viola
Gerke Jürgens – Cello
Rodolfo Ventorim – Kontrabass

Moderatorin: Annkatrin Babbe

Programm
Bohuslav Martinů (1890-1959): Nonett Nr. 2 – H 374c
1. Poco allegro
2.  Andante
3. Allegretto

Dannielle McBryan (*1994) : Outsider

***
Louise Farrenc (1804-1875): Nonett Op. 38
1. Adagio – Allegro
2. Andante con moto
3. Vivace
4. Adagio – Allegro

Namu 나무 Ensemble
나무  [na·mu]  koreanisch für Holz
Holz, das zusammen schwingt

Louise Farrenc (1804-1875)
Louise Farrenc war eine Komponistin, die in einer von Männern dominierten Welt, mit den zu dieser Zeit üblichen beruflichen Hindernissen, ein großes künstlerisches Vermächtnis geschaffen hat. Zu ihren Kompositionen gehören viele Meisterwerke mit sehr innovativen Besetzungen. Dazu zählt mit Sicherheit das Nonett op.38. Diese fast symphonische Besetzung wurde vor ihr wahrscheinlich nur von Louis Spohr aufgegriffen. Beide Kompositionen, die von Farrenc sowie von Spohr gelten  als Meilensteine und Vorbild für folgende Komponist*innen.
Mit ihrem Erfolg als Konzertpianistin, Musikpädagogin und Komponistin war Louise Farrenc eine der größten Künstlerinnen ihrer Zeit. Obwohl sie Professorin am Conservatoire de Paris war, wurde sie wegen ihres Geschlechts schlechter bezahlt als ihre Kollegen. Doch mit dem Erfolg ihres Nonetts stieg ihr Ansehen so weit, dass sie gleichberechtigte Bezahlung einfordern konnte. Das Nonett wurde in ganz Europa gespielt und erreichte einen hohen Bekanntheitsgrad.

Bohuslav Martinů (1890-1959)
Der Tscheche Bohuslav Martinů (1890-1959) vollendete sein Nonett Nr. 2 – H 374 kurz vor seinem Tod 1959. Sein Nonett Nr.1 blieb nur ein Fragment. Nach seiner 12-Jährigen Emigration in die USA während des Nationalsozialismus, kehrte er 1953 zurück nach Europa und ließ sich zum Schluß in der Schweiz nieder. Zur Zeit der Komposition war Martinu schon an Krebs erkrankt.
Martinu widmete sein zweites Nonett dem legendären“Tschechische Nonett”, einem Ensemble, dem wir ein großes Repertoire an Nonetten verdanken, da viele Komponisten es sich nehmen ließen, für diesen Besetzung ein Werk zu komponieren.
Die damalige zeitgenössische tschechische Schule der Komposition bezog sich auf traditionelle europäische Formen und Einflüsse der Spätromantik, diese verschmolzen bei Martinu mit dem neoklassischen Stil, in den er in Amerika tauchte. Es ist wahrscheinlich, dass Martinu sich von Spohr und Farrenc inspirieren ließ. Sein Nonett Nr. 2 lässt klar seine tschechische Herkunft erkennen. Es spiegelt sein ganzes musikalisches Schaffen wider und gilt als eines seiner bedeutendsten Werke.

Dannielle McBryan (*1994)
Mit “Outsider” komponierte die Amerikanerin Dannielle McBryan eine Hommage an Louise Farrenc, in der sie direkten Bezug auf ihr Nonett nimmt. Sie verwandelt Melodien aus Farrencs Nonett in ihre eigene Sprache und versucht Fragmente von Farrencs Meisterwerk in einen modernen Klangstil umzuwandeln. Thematisch geht es im Werk um Diskriminierung der Geschlechter und Geschlechtsidentität.
Dannielle McBryan studierte an der Manhattan School of Music und an der Hochschule für Künste Bremen und lebt seit vier Jahren in Bremen.