Mechthild Karkow – Nicht Bach! Meer sollte er heissen!
Das Antrittskonzert der Geigerin Mechthild Karkow, die seit Oktober 2020 Professorin für Barockvioline an der Hochschule für Künste Bremen ist. Sie stellt Barocke Rhetorik und empfindsame Wiener Klassik, zwei faszinierende Tonsprachen, vor anhand zweier richtungsweisender Meisterwerke: Bachs Partita d-moll und Beethovens letzte Violinsonate. Begleitet wird sie von Tobias Koch am Hammerflügel
Eine Veranstaltung der Hochschule für Künste Bremen
Mechthild Karkow – Barockvioline und klassische Violine
Tobias Koch – Hammerflügel
Programm:
Johann Sebastian Bach (1685-1750): Partita Nr. 2 d-moll für Violine solo, BWV 1004
Ludwig van Beethoven (1770-1827): Sonate für Pianoforte und Violine Nr. 10 in G-Dur, Op. 96
„Nicht Bach! Meer sollte er heissen: wegen seines unendlichen, unerschoepflichen Reichtums an Tonkombinationen und Harmonien.“ Mit diesen Worten bringt Ludwig van Beethoven seine Bewunderung für Johann Sebastian Bach zum Ausdruck – und steht diesem an kompositorischer Erfindungskraft in nichts nach!
Barocke Rhetorik und empfindsame Wiener Klassik, zwei faszinierende Tonsprachen begegnen sich in Form zweier richtungsweisender Meisterwerke: Bachs Partita d-moll, mit ihrer kunstvollen Ciaccona ein Glanzlicht der Violinliteratur, und Beethovens letzte Violinsonate, ein reifes, poetisches Werk.
Mit dieser Gegenüberstellung zweier Klangwelten gibt Mechthild Karkow, seit Oktober 2020 Professorin für Barockvioline an der Hochschule für Künste Bremen, ihr Antrittskonzert. Dabei lässt sie sich von ihren historischen Instrumenten ebenso inspirieren wie von der Musik selbst und von Tobias Koch, ihrem kongenialen Partner am Hammerflügel.
Die Barockgeigerin Mechthild Karkow zählt zu einer der vielseitigsten Spezialistinnen im Bereich der Historischen Aufführungspraxis. Ihr Repertoire reicht vom Ende des 16. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts und schließt auch zeitgenössische Kompositionen für Barockvioline, Barockviola und Viola d’amore mit ein. Die Auseinandersetzung mit historischen Quellen, die Verwendung dem Repertoire entsprechender Instrumente, Bögen, Spieltechnik und verschiedener Spielhaltungen sind für sie dabei selbstverständlich und eine Bereicherung stilistisch differenzierter und lebendiger Interpretation.
Mechthild Karkow ist Preisträgerin internationaler Wettbewerbe, wirkt bei zahlreichen Rundfunk- und CD-Aufnahmen mit und tritt bei renommierten Festivals auf. Sie konzertiert international als Solistin, Konzertmeisterin und Kammermusikerin in verschiedenen Ensembles. Neben der Zusammenarbeit mit Musikern wie Christoph Coin, Andrea Marcon und Marieke Spaans trat sie u.a. als Solistin und künstlerische Leiterin des Freiburger Barockorchester in Erscheinung.
Ein wichtiger Schwerpunkt ihres künstlerischen Lebens ist für Mechthild Karkow die Weitergabe ihrer Erfahrungen und fundierten Kenntnisse des Violinspiels. 2013 begann sie ihre pädagogische Tätigkeit als Professorin für Barockvioline und Barockviola an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig und lehrte zusätzlich an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main. Zum Wintersemester 2020/21 wurde sie als Professorin für Barockvioline und Barockviola an die Hochschule für Künste Bremen berufen. Internationale Meisterkurse, Vorträge und Workshops ergänzen ihre Hochschultätigkeit.
Mit Entdeckungsfreude und unvoreingenommener Vielseitigkeit dem Geheimnis des Klanges nachspüren, das ist das musikalische Credo von Tobias Koch. Seit Beginn seiner musikalischen Laufbahn faszinieren den in Kempen am Niederrhein geborenen Pianisten die Ausdrucksmöglichkeiten historischer Tasteninstrumente: Auf Cembalo, Clavichord, Tangentenund Hammerflügel, Orphika, Pedalflügel, Orgel und romantischem Konzertflügel spielt er ebenso unorthodox wie lebendig jede Art von Musik – „mit entwaffnender Spontaneität“, wie eine große deutsche Tageszeitung über ihn schreibt. Er überrascht immer wieder mit künstlerisch besonders ausgefallenen Projekten, die gleichermaßen sein weit gespanntes Repertoire wie seine ausgeprägte instrumentale Neugierde spiegeln. Tobias Koch gilt seit langem als einer der profiliertesten Interpreten auf dem Gebiet der klassischen und romantischen Aufführungspraxis und erntet internationale Anerkennung für seine Pionierarbeit und dabei zugleich höchst individuelle Neubewertung von Repertoire-Klassikern der Klaviermusik, darunter zuletzt insbesondere Werke von Beethoven, Schubert, Chopin und Schumann: „Von der ersten Sekunde an inspiriert und inspirierend – Koch lässt durch sein Klavierspiel musikalische Bilder wie im Fluge entstehen und wieder vergehen. Mitreißend gespielt, wird hier einfach jeder Takt zum Erlebnis.“ (MDR Figaro)
Eine umfassende musikalische Laufbahn führt ihn durch ganz Europa, nach Nordamerika, in den Nahen Osten und weit darüber hinaus. Als Solist, Kammermusiker und Liedbegleiter gastiert er bei bedeutenden Festivals, darunter Schleswig- Holstein Musikfestival, Ludwigsburger Schlossfestspiele, Verbier Festival, Chopin-Festival Warschau, Rheingau Musikfestival, Beethovenfest Bonn, Schumannfeste Düsseldorf, Bonn, Leipzig, Zwickau, Mendelssohn-Tage im Gewandhaus Leipzig und eine Vielzahl von internationalen Festivals für Alte Musik.
Wertvolle künstlerische Anregungen erhielt er während seines Studiums in Meisterklassen an den Musikhochschulen in Düsseldorf und Graz von David Levine, Roberto Szidon und Walter Kamper, weiterführende Impulse erhielt er u. a. von Jos van Immerseel, Malcolm Bilson und Andreas Staier. Tobias Koch ist Förderpreisträger Musik der Landeshauptstadt Düsseldorf und unterrichtet an der dortigen Robert Schumann Hochschule Düsseldorf, an der Universität der Künste Berlin, als gesuchter Dozent weltweit bei Meisterkursen sowie an Akademien in Verbier und Montepulciano. Darüber hinaus ist er Jury-Mitglied in bedeutenden Klavierwettbewerben wie beim internationalen Chopin-Wettbewerb auf historischen Instrumenten in Warschau oder beim Deutschen Chopin-Wettbewerb.
Zu seinen musikalischen Partnern gehören u.a. die Pianisten Andreas Staier und Janusz Olejniczak, die Geiger Gottfried von der Goltz, Rüdiger Lotter, Lena Neudauer und Joshua Bell, der Cellist Steven Isserlis, Sängerpersönlichkeiten wie Dorothee Mields, Markus Schäfer, Jan Kobow und Thomas E. Bauer, die Orchester Concerto Köln, Frieder Bernius und die Stuttgarter Hofkapelle, Václav Luks und das Collegium 1704 Prag, Rüdiger Lotter und die Hofkapelle München sowie die Chöre des Westdeutschen und Bayerischen Rundfunks. Darüber hinaus verbindet ihn eine enge Zusammenarbeit mit Instrumentenbauern, Restauratoren und zahlreichen renommierten Instrumentenmuseen. Koch nennt eine umfangreiche Sammlung historischer Tasteninstrumente sein Eigen.
Eine Vielzahl von Rundfunk- und TV-Produktionen, Publikationen zu Aufführungspraxis, Rhetorik und Musikästhetik, Notenausgaben u. a. bei der Wiener Urtext Edition runden seine musikalische Tätigkeit ebenso ab wie inzwischen über 40 CD-Aufnahmen mit Werken von Mozart bis Brahms, die zahlreiche internationale Auszeichnungen und Preise erhielten – darunter sämtliche Klavierstücke Ludwig van Beethovens sowie zwei CDs innerhalb der New Complete Beethoven Edition bei der Deutschen Grammophon, bei denen Koch mit neuentdeckten und bislang unveröffentlichten Klavierstücken für zahlreiche Beethoven- Weltpremieren sorgte.