Datum & Uhrzeit

Datum
Freitag, 25. Oktober 2019
Beginn 20:00
Kasse 19:00

Media-Box

konzert im dunkeln: Liv Migdal

Liv Migdal , die von Kritikern als eine der fesselndsten und expressivsten Geigerinnen der Gegenwart beschreiben wird, deren Spiel „vom Ohr direkt in die Seele“ geht, schreibt zu der Idee, dieses Programm im Dunkeln zu spielen, „Das besondere Erlebnis wird sein: von Raum und Licht völlig „entrückt“, einzig die Musik leuchten zu lassen und auf intensivste Weise erlebbar zu machen – gewissermaßen die Dunkelheit mit der Spannung der Töne aufzuladen . …“


GIPFELSTÜCKE
Liv Migdal   –   Violine

Programm:
Johann Sebastian Bach – Sonate für Violine solo C-Dur BWV 1005
Paul Ben-Haim   – Sonate für Violine solo in G
Johann Sebastian Bach – Chaconne

All diese Werke entspringen Grenzerfahrungen – allesamt sind sie Gipfelstücke der Geigenkunst –   sie sind geprägt von Erfahrungen am Horizont zwischen Tod und Leben.

Johann Sebastian Bach schrieb seine Sonate nach dem Tod seiner ersten Frau, ein Werk, das in Adagio, großer Konzertfuge und einem Largo tiefster Innigkeit zwischen Diesseits und Jenseits wandert, ehe sich schließlich alle Schleusen der Freude öffnen.

Auch im Schluss-Allegro der Ben-Haim-Sonate flammt die Musik mit tänzerischer Energie auf, nachdem sie zuvor ein abgründiges Solo am Rande des Verstummens gesungen hat, ein einsames Klagelied, in dem uns Klänge wie von einem anderen Planeten herüberzuwehen scheinen.

Dann die Chaconne Bachs: Ein dramatischer Monolog über das Leben
Hierzu gehört eigentlich noch Bartóks Ciaccona, die zwar auf der CD von Liv Migdal zu hören, in diesem Konzert allerdings aus Zeitgründen nicht gespielt werden wird.

Dazu noch diese wunderbare Geschichte: Bachs-C-Dur-Sonate und die Solosonaten von Bartók und Ben-Haim bilden ein musikalisches Dreigestirn (dies auch auf meinem jüngsten CD-Album) und sind durch einen großen musikalischen Inspirator miteinander verbunden: Yehudi Menuhin. Durch sein Spiel der Bach-Sonate wurde Béla Bartók zur Komposition seiner Solosonate angeregt. Sie war ein Auftragswerk Menuhins und wurde das letzte Werk, das Bartók kurz vor seinem Tod vollenden sollte. Diese Sonate, die in völlig neue Klangräume vorstieß, sollte nur wenige Jahre später wiederum Ben-Haim zu seiner Solosonate inspirieren, als dieser nach einem Konzert in Tel Aviv ebenfalls von Menuhin gebeten wurde, für ihn eine Violinsonate zu komponieren. Paul Ben-Haim, 1897 in München als Paul Frankenburger geboren, und 1933 vor der Verfolgung durch das NS-Regime aus Deutschland geflohen, schrieb das grandiose Violinwerk innerhalb von nur drei Tagen. Seine Uraufführung erlebte die Sonate 1952 – wie auch die Bartóks acht Jahre zuvor, in der New Yorker Carnegie Hall: unter Menuhins Händen.

So lässt sich sagen: Wie für Bartók war auch für Paul Ben-Haim Bach stets ein leuchtender Komet. Doch es war Menuhin, der mit seinen Kompositionsaufträgen an Bartók und Ben-Haim die Funken zur Entstehung der beiden – dann ihm gewidmeten –Sonaten entfachte.

Liv Migdal, die von Kritikern als eine der fesselndsten und expressivsten Geigerinnen der Gegenwart beschreiben wird, deren Spiel „vom Ohr direkt in die Seele“ geht, schreibt zu der Idee, dieses Programm im Dunkeln zu spielen, „Das besondere Erlebnis wird sein: von Raum und Licht völlig „entrückt“, einzig die Musik leuchten zu lassen und auf intensivste Weise erlebbar zu machen – gewissermaßen die Dunkelheit mit der Spannung der Töne aufzuladen . …“

Biografie:
LIV MIGDAL
Als Solistin mit namhaften Orchestern und Dirigenten ist die vielfach ausgezeichnete Musikerin auf den Podien der Welt unterwegs. Konzertreisen führen Liv Migdal in zahlreiche europäische Länder, nach Asien und Israel. Sie gastiert in bedeutenden Konzertsälen wie Laeiszhalle Hamburg, Taipei Concert Hall, Beethovenhalle Bonn, Herkulessaal München, Konzerthaus Dortmund, Alte Oper Frankfurt, Konzerthaus Berlin, Concert Hall Shanghai, Großer Saal des Mozarteums Salzburg. Auch ihre Debütkonzerte in der Berliner Philharmonie und jüngst in der Elbphilharmonie Hamburg fanden begeisterte Resonanz.

Ein exzellentes Echo der Fachkritik und internationale Auszeichnungen erhielten Migdals sämtliche bisherige CD-Einspielungen: ihre Debüt-CD mit Sonaten von Beethoven, Debussy und Strauss, gefolgt von einer Ersteinspielung der spätromantischen Werke für Violine und Klavier der großen polnischen Virtuosen Henryk und Józef Wieniawski mit dem wunderbaren Musiker Marian Migdal als Klavierpartner sowie die für den International Classical Music Award (ICMA) nominierten 8 Jahreszeiten mit dem Deutschen Kammerorchester Berlin.

Liv Migdal, die als elfjährige Jungstudentin ihre künstlerische Ausbildung an der Musikhochschule Rostock bei Christiane Hutcap begann, setzte nach dem Diplom ihr Studium in der Meisterklasse von Igor Ozim am Salzburger Mozarteum fort, wo sie ihr Masterstudium mit Auszeichnung abschloss. 2016 wurde sie in Österreich mit dem Paul-Roczek MusicAward als höchste Auszeichnung für herausragendes Geigenspiel geehrt. In 2017 war die Gewinnerin zahlreicher Musikpreise zudem Stipendiatin des ECCE-Programms des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft NRW mit dem von ihr initiierten Projekt „Verfemten Komponisten eine Stimme geben“.

Höhepunkte in 2018/19 sind die Uraufführung eines Liv Migdal gewidmeten Werkes für Violine und Orchester, eine Artist-in-Residence-Spielzeit bei der Erzgebirgischen Philharmonie, Auftritte mit dem Istanbul State Symphony Orchestra und Konzertreisen in ganz Europa und Asien, wo Liv Migdal bereits 2017 auf ihrer großen Chinatournee mit dem Beethoven-Violinkonzert gefeiert wurde. Anfang Mai 2019 erschien Migdals neue CD „Refuge“ mit Solo-Sonaten von Bach, Bartók und Ben-Haim. Und zur Spielzeit 2019/20 stehen Konzerttourneen nach Frankreich, Großbritannien, Skandinavien und Australien auf dem Programm.