Aki Takase und Alexander von Schlippenbach: 150 Jahre Jazz
Ein Piano und zwei der profiliertesten Persönlichkeiten des zeitgenössischen Jazz.
Aki Takase – Piano
Alexander von Schlippenbach – Piano
Sie: die stilistisch vielseitige Avantgardistin, die eigensinnig mit Traditionen spielende Virtuosin. Er: der Free Jazzer mit Faible für sinnliche Abstraktion. Kennengelernt haben sich Aki Takase und Alexander von Schlippenbach Mitte der 1980er Jahre in Berlin und teilten sich bald einen gemeinsamen Piano-Haushalt. Ab und an gehen sie sogar als Klavierduo auf Tour; so geschehen auch Anfang dieses Jahres. Ende Januar machten sie in Karlsruhe Station – einen Tag vor Aki Takases 70. Geburtstag. Addiert mit dem 80. Jubiläum von Alexander von Schlippenbach macht das „150 Jahre Jazz“: So war das Programm ironisch übertitelt, in dem die beiden sowohl solistisch als auch vierhändig zu hören waren.
Fünfzehn Jahre nach Piano Duets – Live in Berlin 93/94 (FMP) war ein musikalisches Tête-à-tête des Pianistenpaares AKI TAKASE – ALEXANDER VON SCHLIPPENBACH überfällig. Iron Wedding(Intakt CD 160) meint jetzt keine 65 Jahre, sondern spielt wohl auf alle mit Handschellen aneinander gefesselten Pärchen der Filmgeschichte an und vielleicht auch auf die Manschetten, mit denen die beiden manchmal Piano für 4 Hände spielen.
Ähnlich eisern halten die beiden einer Vorstellung von Kreativität die Treue, die den Schubladen Jazz, Improvisierte oder Neue Musik spottet. Hier sind ‚Twelve Tone Tales‘ und ‚Passacaglia 1, 2, 3‘, bei denen Schönberg und B.A. Zimmermann durchschimmern, keine fremden Bettgenossen neben den New Things aus New York, London, Antwerpen oder Berlin.
Wer die Musik von Takase und Schlippenbach im Ohr hat, solo oder in kleineren Besetzungen – sie etwa im Duo mit Silke Eberhard, ihn im Trio mit Parker & Lovens oder mit Monk‘s Casino – , besser noch, wer diese Klangwelten live im Sinn hat, den wird hier kaum etwas wirklich überraschen, außer der gemeinsamen Fähigkeit, nicht nachzulassen, was markante Erfindungen und intensive, kluge Interaktionen angeht.
Mögen die Partner noch so sperrig und eigen sein, hier verstärken und verbinden sich ihre Persönlichkeiten in inniger Empathie.
hier gehts zur Sendung der SWR2 Jazz Session zum Programm „150 Jahre Jazz“