Nils Wograms Nostalgia Trio
Im Juni war der fraglos beste deutsche Posaunist Nils Wogram mit seinem Posaunen-Quartett im Sendesaal und schon ist er zurück mit seinem Orgel Trio Nostalgia.
Radio-Mitschnitt bremen zwei.
Nils Wograms Nostalgia Trio
Nils Wogram – Posaune
Arno Krijger – Hammond B3
Dejan Terzic – Schlagzeug
Nils Wogram ist einer der wenigen Namen, die, spricht man über „den“ jungen deutschen Jazz und seine Protagonisten mit ausländischen Kritikern und Experten, immer sofort genannt werden. Dass Wogram ausgerechnet das Instrument Albert Mangelsdorffs, die Posaune, mit einer Virtuosität beherrscht und einer Tollkühnheit einsetzt wie weltweit kaum ein Zweiter seiner Generation, trägt zu seinem Ruf bei, der Wegbereiter des aktuellen zeitgenössischen Jazz „Made in Germany“ zu sein.
Dabei geht sein Trio Nostalgia den umgekehrten Weg: zurück zum swingenden und groovenden Jazzgefühl der 50er und 60er Jahre des letzten Jahrhunderts, als der Jazz noch bei Blue Note oder in der 52sten Straße zuhause war. Die Inspiration durch traditionelle Musikstile lässt Wogram mit Nostalgia einen zeitgenössischen und persönlichen Stil kreieren, der eine permanente Gratwanderung zwischen nostalgischem Retro-Sound und neugierigem Austesten des eigenen Klanggebildes ist.
Denn das klassische Format des „Orgel-Trios“, man verstand jahrzehntelang darunter Orgel-Gitarre-Schlagzeug, bereichert Wogram um den Austausch von Gitarre gegen Posaune.
Außerdem spielt Arno Krijger, anders als die meisten anderen Jazzorganisten, die den Bass mit der linken Hand verwalten, den Bass mit den Füßen. Bei den meisten Orgeltrios übernimmt der Gitarrist die Akkordfunktion, wenn der Organist solo spielt. Mangels eines Gitarristen geht das bei Nostalgia nicht. Da Krijger den Bass aber per pedes spielt, übernimmt er mit der linken Hand die Akkorde und mit der rechten Melodien und Improvisationen. Auf dieser Grundlage kann Wogram die Stücke anders bauen. An Krijger schätzt er aber noch eine andere Eigenschaft. „Arno ist kein Orgel spielender Pianist, sondern spielt ausschließlich Orgel. Sein Selbstverständnis verleiht der Orgel klangliche Nuancen, die es vorher bei uns nicht gab. Und er hat eine Affinität zu denselben musikalischen Grundsätzen, die mir gerade wichtig sind. Als Bandleader kann ich das gnadenlos ausschlachten.“
An Schlagzeuger Dejan Terzic schätzt Wogram nicht nur das intuitive Gespür für Beat, Groove und Feuer, sondern vor allem auch sein Feingefühl für Dynamik und Form. „Wenn ich rhythmische Sachen mit ihm zusammen spiele, muss ich mich auf nichts konzentrieren, sondern kann einfach drauf los spielen. Ich habe ja gerade deshalb ein Orgeltrio gegründet, weil Orgel und Schlagzeug zusammen so einen tiefen Groove entwickeln.“
Für die neue Produktion „Things we like to hear“ hatte Nils Wogram einen tiefen Einblick in die Krautrock-Bewegung und andere Indie-Bands mit einer politischen Botschaft. Dinge, die wir gern hören, sind Grooves, Improvisationen, Melancholie und Songs, die an Film Noir denken lassen. Manchmal wird es ziemlich wild und punkig, aber Nostalgie bleibt eine akustische Jazzband.
Für seine anderen Projekte schreibt Wogram viele abstrakte Dinge. Mit Nostalgia kehrt Wogram immer wieder zu einem sehr physischem Klangempfinden zurück. Er zieht die Kraft direkt aus dem Boden und gibt sie über sein Instrument und den gesamten Bandsound mit viel Charakter und Seele wieder an die Atmosphäre ab.