Datum & Uhrzeit

Datum 28. Oktober 2019
Beginn 20:00
Kasse 19:00

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Jazzchor Freiburg

Zu seinem (fast) alljährlichen Konzert im Sendesaal kommt der Jazzchor Freiburg – weil es letztes Jahr so erfolgreich war – wieder mit seinem  Programm Infusion. Mit im Gepäck hat er seine brandneue gleichnamige CD, auf der neben den Solisten aus den eigenen Reihen auch einige Überraschungsgäste zu hören sind


Jazzchor Freiburg: „Infusion“
Leitung: Bertrand Gröger

Simone Bollini – Piano
Roberto Koch –
Bass
Michael Heidepriem – Schlagzeug

 

Ab Oktober 2018 singt der Jazzchor Freiburg sein neues Programm „Infusion“. Ist das ein Tee oder die Spritze vom Arzt? Weder noch – aber gesund ist diese Musik sicherlich: Jazz zwischen 1970 und heute, beginnend mit der Fusion-Ära. Das geht los mit Joe Zawinul, Pat Metheny, Keith Jarrett bis ins Jetzt zu E.S.T. und Olivia Trummer. Und was ganz sicher ist: Das hat noch kein Chor gesungen! Denn die ursprünglich meist instrumentale Musik musste erst betextet und mit großer Kreativität arrangiert werden. Alles maßgeschneidert für den Jazzchor Freiburg.

Der Jazzchor Freiburg und Leiter Gröger auf dem Weg zum neuen Programm „Infusion“: Was ist daran eigentlich so interessant?

Schon bei Gründung des Jazzchor Freiburg 1990 wollte Gröger dem auch damals allgegenwärtigen A-Cappella-Fieber entfliehen und beschloss sehr schnell, den Chor mit einer Band zusammenarbeiten zu lassen. Nur mit welchen Stücken? Die ersten, die der Jazzchor im Gründungsjahr sang, waren Arrangements des Leiters von Miles Davis‘ „All Blues“ und Herbie Hancocks „Maiden Voyage“. Denn auch zu dieser Zeit fragte sich Gröger nämlich, warum alle Sänger und Vocal Groups (Jazzchöre gab es noch nicht) nur die alten abgehangenen Swing-Standards sängen.
Seitdem sind 28 Jahre vergangen und die beiden letzten großen Programme des Jazzchors hießen „A Cappella“ und „Schwing!“… Während all dieser Jahre blieb es aber Grögers Traum, dort wieder anzusetzen, wo der Jazzchor als Pionier begonnen hatte und ein Programm zu singen, das komplett selbst entwickelt ist. Hierzu muss der Außenstehende wissen, dass im Rhythmuschorsektor das Arrangement eine mindestens gleichwertige Rolle zur Urheberschaft des Komponisten darstellt. Es gibt sogar Verlage, die auf dem Titelblatt nur den Namen des Stückes und den Arrangeur nennen, den des Komponisten nicht.
Nun, also – der Traum in kurz: Arrangements, sprich Stücke, die sonst kein Chor der Welt singt. Jazz von 1965 bis heute; ein chorisch völlig unbeschriebenes Blatt. Die folgende Entwicklungsarbeit über mehrere Jahre begann mit vielen Fragen. Welche Instrumentals könnten und sollten singbar gemacht werden? Wer würde Texter, wer Arrangeur sein?
Hier sollte dem mittlerweile bewährten „Hofarrangeur“ des Jazzchors Klaus Frech eine maßgebliche Rolle zukommen. Gröger gab bei ihm Keith Jarretts legendäres „Köln Concert, Part IV“ in Auftrag. Ein Stück, das damals hauptsächlich in der Hippieszene zur musikalischen Untermalung bei Inhalation von Marihuana diente. Desweiteren die harmonisch verrückte Fusionnummer „Pools“ von Steps Ahead, der erfolgreichsten Band dieser Gattung in den Achtzigern, mit der Melodie tief unten im Fretless Bass. Und gar nicht lange her: E.S.T., das Esbjörn Svensson Trio. Für Gröger klar, dass es „When God Created the Coffeebreak“ sein musste, dieses motorisch unaufhaltsame Laufwerk von ostinaten Achtelketten in der linken Pianohand unisono mit dem Kontrabass. Hierbei müssten darüber Chorflächen entstehen, die das Werk noch größer und gewaltiger werden lassen, als es schon in Triobesetzung ist. Auch diesen Auftrag setzte K. Frech zukunftsweisend für den Chor um. Und dann Pat Metheny! Ist das überhaupt ein Jazzer?, fragen einige Kritiker. Gut, die Frage soll erlaubt sein. Aber die Antwort, dass er mit Sicherheit kein Popmusiker ist, auch. Ohnehin findet Gröger diejenigen zwischen den Stühlen oder zwischen den Welten besonders interessant. Das passt zum Selbstverständnis des Jazzchors, der schon immer gern in bereichernden Richtungen Ausschau hielt – zusammen mit Bobby McFerrin, den Bamberger Symphonikern, den Swingle Singers oder Torun Eriksen. Aus all den Erfahrungen hat der Jazzchor viel gelernt. Kulminiert dies vielleicht in Methenys geradezu einfachem und hymnischen „Last Train Home“, das erstmal einen Text brauchte und nun ein Chorstück geworden ist?
Auch auf der Suche in den eigenen Reihen, bei der eigenen Sängerschaft, wurde man fündig: Neele Pfleiderer und Johannes Jäck haben dem Chor eigene Kompositionen an die Hand gegeben. Und auch der Leiter selbst hat zum Arrangier-Bleistift gegriffen und bekannte und unbekannte Fusionen erstellt.

Wenn er nun gefragt wird, ob das Ganze wie alles in der Jazzchor-Freiburg-Geschichte ein Erfolg wird, muss er passen: „Es gibt keine Orientierungspunkte, keinen Mainstream auf diesem Gebiet. All das ist Pionierarbeit und viel zu neu, als dass wir wüssten, wie das Publikum reagiert. Da müssen die Zuschauer schon selbst entscheiden. Und auf diese Reaktion sind wir sehr gespannt!“