Salonorchester Cappuccino
Sonntag, 19. August 2018
Kasse 17:00, Beginn 18:00 Uhr
Albrecht Winter – Violine und Conference
Eva Heinig – Violine
Hartmut Becker – Violoncello
Felix Raddatz – Kontrabass
Thomas Reimann – Flöte und Saxophon
Klaus-Peter Voß – Oboe
Marco Thomas – Klarinette
Tobias Hasselt – Posaune
Horst Singer – Klavier
Das Salonorchester CAPPUCCINO spielt normalerweise in der sogenannten „reduzierten Pariser Besetzung“ mit neun Musikern (zwei Violinen, Violoncello, Kontrabass, Flöte/Saxophon, Oboe, Klarinette, Posaune und Klavier). Je nach Programm und Anlass tritt das Ensemble aber in den verschiedensten, auch kleineren Besetzungen auf.
Die Mitglieder des Salonorchesters CAPPUCCINO gehören größtenteils renommierten Orchestern wie z. B. der Staatskapelle Dresden, dem Gewandhausorchester Leipzig und der Staatskapelle Halle an oder sind Professoren an den Musikhochschulen von Köln, Bremen und Leipzig.Besonders prägend für das Ensemble ist sein Pianist und Arrangeur Horst Singer, der über 25 Jahre der bekanntesten ostdeutschen Bigband unter Fips Fleischer angehörte und musikalische Ausflüge in die Bereiche Swing und Musical erst ermöglicht hat.Musikalischer Kopf von CAPPUCCINO ist Stehgeiger und Conferencier Albrecht Winter, früher Konzertmeister der 2. Violinen im Leipziger Gewandhausorchester.Neben der geigerischen Finesse seines Vortrags überzeugt er auch mit sängerischen Eskapaden und einem profunden Wissen um die Geschichten des musikalischen Salons.
Salonmusik im Konzertsaal ???
Uninteressant, unmöglich, unseriös ???
NEIN ! UNBEDINGT!!!
Oberflächlich betrachtet, lässt sich die Kunst des Salons in zwei Sparten einteilen: Da sind einerseits die Rieu’s, die wedelnd auf Walzerwellen wandeln, andererseits die Raabe’s, sonor sonnige Songs der sündigen 20er singend. Und das als perfekt inszenierte Illusion, diszipliniert und stäubchenfrei!
Sieht man aber genauer hin, lassen sich zwischen Grammophon und Tanzboden viel mehr Feinheiten entdecken, denn Unterhaltungsmusik war und ist direkter Ausdruck von Alltagskultur!An der musikpropagandistischen Front wurde einst das Volk militarisiert,der Weltkrieg illustriert,des deutschen Heim idealisiert,im Kabarett ironisiert,das Leiden relativiert,zum Durchhalten motiviert,für den Sozialismus agitiert…Politische Hintergründe, regionale Besonderheiten und menschliche Schicksale – alles spiegelt sich hierin wieder!
In den „prä-kommunikativen“ Zeiten war das Kaffeehaus oft die einzige Möglichkeit, gute Musik zu verbreiten. Sicher erscheint heute eine Fantasie über „Eugen Onegin“ eher als Verriss, wirken Bearbeitungen von Sibelius oder Mendelssohn wie Irrtümer. Aber führt man sich vor Augen, dass Richard Strauss seinen „Rosenkavalier“ selbst für den Stummfilm bearbeitet hat und Mahlers Lieder ohne Wiener Kaffeehaus undenkbar sind, scheinen Zweifel an der zementharten Trennung von E- und U-Musik berechtigt.
Hier setzen die Musiker des Salonorchesters CAPPUCCINO an! Mit ihren Programmen blicken die Musiker hinter die Kulissen des schönen Scheins, erzählen Geschichten vergessener Künstler und Anekdoten versunkener Welten, wechseln rasant die musikalischen Idiome und feiern das Klischee!
CAPPUCINO hat Kaffeehausmusik im Konzertsaal salon-fähig gemacht, ohne dass sie zur Show verkommt und verliert, was sie im Kern einst war: der Ausdruck von Muße mit dieser undefinierbaren Melange aus Sehnsucht und produktiver Trivialität – ein Biotop der Augenblickskunst!
Selten ist es so, dass es für ein Ensemble wie das Salonorchester CAPPUCCINO einen ganz konkreten Geburtstag gibt. Der 30. April 1989 lag für die Leipziger Hochschulen direkt in der sogenannten „Roten Woche“, die in der ehemaligen DDR dem intensiven Studium des Marxismus – Leninismus galt! Gemeinsam mit Kommilitonen aus Schauspiel und bildender Kunst machten die Musiker anstelle der philosophischen Turnübungen für drei Tage ein Café in der Hochschule auf – mit sensationellem Erfolg!
In den folgenden Jahren wurde daraus eine feste Institution: Das Salonorchester spielte zur Semestereröffnung auf, die Verwaltung kellnerte, die Professoren spendierten Kuchen und Kaffee… Eine Erfahrung, die für CAPPUCCINO prägend war und der Grund dafür ist, warum wir nach über 20 Jahren immer noch beim „dies academicus“ in Leipzig aufspielen!
Durch Kabaretttexte angeregt, entstand 1992 unser erstes Konzertprogramm.
Zwischen 1941 und 1945 existierte im Ghetto Theresienstadt ein beeindruckender Kunstbetrieb, der den dort Inhaftierten einen Hauch von Normalität und Lebensmut im Angesicht des Grauens gab. Getragen wurde diese „Freizeitgestaltung“ von prominenten jüdischen Künstlern aller Sparten und Länder Europas – und die Rekonstruktion von Chansons und Liedern wurde für uns zu einer emotionalen Begegnung mit einer ganz anderen Dimension von Unterhaltungsmusik!
So schön für uns in all diesen Jahren Salonmusik an Buffets, auf Hochzeiten und Bällen immer war – die CAPPUCCINI träumten eigentlich von einer eigenen Konzertreihe!
Immer wieder hatten wir erlebt, dass die Kunst des Salons zwar ein Publikum, jedoch kein Podium mehr hat!
Inzwischen existiert unsere Konzertreihe „Das gibt’s nur einmal“ seit 1995!
Aus den ersten 20 Besuchern wurden binnen kurzem 200, aus der kleinen Handelsbörse zogen wir ins große Gewandhaus um und machten die leichte Muse dort erst „salonfähig“.
Nicht nur, dass jedes der über 100 Programme in dieser Zeit ein Unikat war, es gibt kein zweites Konzerthaus in Deutschland mit Kaffeehausmusik im Abonnement!
Auch wenn sich CAPPUCCINO zunehmend als Konzertorchester etabliert hat, haben wir immer Spaß an der Tanzmusik! Über zehn Jahre gehörten wir zum Team des Leipziger Opernballs, waren Gäste bei der Dresdner Walzernacht, dem ADAC-Ball im ICC Berlin u. v. a. m. Konzerte für die Musikfestivals im Rheingau und Interlaken, in Deutschland, der Schweiz und Österreich komplettieren unsere Kalender.
Das Salonorchester CAPPUCCINO pflegt immer die künstlerische Artenvielfalt aus der
Glamourwelt von Film und Bühne. Es ist schwer genug, ernste Musik leicht erscheinen zu lassen! Die leichte Muse aber seriös zu spielen und sich trotzdem nur bedingt ernst zu nehmen – das ist der feinsinnige Ausdruck einer Kultur, die leider vom Aussterben bedroht ist!
Und genau diese Kultur ist es, die sicher hinter CAPPUCCINO verbirgt…
Albrecht Winter wurde 1970 in Rüdersdorf bei Berlin geboren. Er stammt aus einer Kantorenfamilie, in der ihn schon früh protestantische Kirchenmusiktradition und das Musizieren zu Hause prägten. Nach dem Besuch einer Spezialmusikschule studierte er von 1988 bis 1993 Violine http://de.wikipedia.org/wiki/Violinebei Klaus Hertel an der Hochschule für Musik Leipzig. 1998 2003 war er als Konzertmeister der II. Violinen Mitglied des Gewandhausorchesters in Leipzig, seither unterrichtet er als Violinprofessor an der HfMT Köln / Standort Wuppertal auch Fachdidaktik, Kammermusik und Aufführungspraxis. Von 2003 bis 2013 leitete Albrecht Winter das Neue Bachische Collegium Musicum. welches sich wesentlich um historisch informiertes Musizieren verdient gemacht hat. Als „spiritus rector“ verantwortet er mit seinem Salonorchester CAPPUCCINO seit fast 30 Jahren die deutschlandweit einzige Abonnementreihe mit Unterhaltungsmusik im Leipziger Gewandhaus. Besonderes Markenzeichen der Winter’schen Konzerte sind seine informativen, interessanten und unterhaltsamen Conférencen.
Seit 2014 ist Albrecht Winter Vizepräsident der European String Teachers Association Deutschland.
Horst Singer – Klavier, Akkordeon, Trompete, etc.; HMT Leipzig Begnadeter Arrangeur und potentieller Steuerberater. Relaxed täglich im Swimmingpool. Endlos geduldig beim Proben.
Thomas Reimann – Flöten, Saxophon; Musikalische Komödie Leipzig CAPPUCCINO–Urgestein. Entwickelt gern Internetseiten und Konzepte. Umsichtiger Ensemblearchivar. Markenzeichen: Kommt immer pünktlicher!
Klaus–Peter Voß – Oboe; Staatskapelle Halle
Gebürtiger Hallenser mit Herz in Mecklenburg. Goldene Hände bei Wohnungsumbauten. Erholt sich ab 30 Fahrradkilometern. Ruhepol.
Marco Thomas – Klarinette; HfM Bremen
Trotz Professur bekennender Orchestermusiker. Leidenschaftlich bei der Kammermusik, dem Essen und im Fußballtor. Militanter Bayern–Fan.
Tobias Hasselt – Posaune, Gewandhausorchester Leipzig
Atypischer Exilbayer. Ausgeprägter Qualitätssinn für alles, was das Leben schöner macht. Weinkenner und Heimwerker.
Felix Raddatz – Kontrabass; Thüringen Philharmonie Gotha–Suhl
Ebay von Anfang an. Kommunikationstechnisch immer der Zeit voraus. Sensibler Fotograf, kulturpolitisch engagiert.
Hartmut Becker – Violoncello; freischaffend
Bevorzugte Urlaubsorte: Venedig und Scharmützelsee! Perfekter Patenonkel. Entspannt beim Segeln, Skifahren, Modellbahnbauen und … Musik machen!