Datum & Uhrzeit

Datum 30. Juni 2021
Beginn 20:00
Kasse 19:00

residenz at sendesaal: Bremer Konzert mit dem Übersee Quartett und Yuko Hara und Tanja Tetzlaff

Zum Abschluss einer coronabedingt äußerst gerupften Saison gibt es noch das traditionelle Bremer Konzert in der Reihe residenz@sendesaal. Diesmal mit dem neugegründeten Übersee Quartett und bekannten Gästen.

 


Übersee Quartett
Zuzana Schmitz- Kulanova – Violine
Claudia Schmid-Heise – Violine
Barbara Lincke-Holicka – Viola
Benjamin Stiehl – Violoncello

plus
Yuko Hara – Viola
Tanja Tetzlaff – Violoncello

 

Programm:
Antonin Dvorak (1841 – 1904): Streichquartett As Dur, Opus 105 (1895)
1. Adagio ma non troppo – Allegro appassionato
2. Molto vivace
3. Lento e molto cantabile
4. Finale. Allegro non tanto

Ernst von Dohnányi (1877-1960): Streichsextett in B Dur (1898)
1. Allegro ma tranquillo
2. Scherzo: Allegro vivace
3. Adagio quasi andante
4. Finale: Animato

Kurz bevor Antonin Dvorák im April 1895 seinen 3-jährigen Aufenthalt in den USA beendete, begann er dort mit der Komposition seines Streichquartetts in As- Dur (op.105). Vollendet hat er es erst nach dem G- Dur Quartett (op.106) im Herbst 1895 zurück in Prag, es ist also eigentlich sein letztes Streichquartett und gleichzeitig sein letztes Kammermusikwerk überhaupt. Man meint, Dvoráks Freude über seine Rückkehr in die Heimat in diesem Stück immer wieder durchzuhören.

Nach einer langsamen Einleitung im ersten Satz – der einzigen in Dvoráks zahlreichen Quartetten – strahlt das As-Dur-Thema in einer Art Fanfarenmotiv, das in verschiedenen, teils entlegenen Harmonien den ganzen Satz durchzieht. Das kraftvoll rhythmische Motiv des Scherzo in f-moll kontrastiert mit einem innigen, gesungenen Trio in Des-Dur.
Im langsamen Satz wird eine schlichte Volksweise in F-Dur immer wieder variiert und verarbeitet, bevor es am Schluss in der Schlichtheit des Anfangs wiederholt wird.
Das Finale lässt Dvoráks Rückkehr nach Böhmen regelrecht hörbar werden: Ein Polkathema beginnt sich erst zu formen, nimmt dann ungehemmt seinen Lauf und endet in einer überbordenden Coda.

Ernst von Dohnányi war einer der vielseitigsten Musiker Ungarns. Neben seiner Arbeit als Komponist war er auch als Pianist und Dirigent erfolgreich und unterrichtete als Hochschullehrer- zunächst in Berlin, später in Budapest und bis zu seinem Lebensende in Florida/USA. Er ist der Großvater von Klaus und Christoph von Dohnányi.

Das Streichsextett in B-Dur komponierte er siebzehnjährig (1893) zur Aufnahmeprüfung für das Budapester Konservatorium. Die Prüfung bestand er, war aber selber mit der Arbeit nicht zufrieden und revidierte die erste Fassung zweimal in den folgenden Studienjahren.

Sein Kompositionslehrer in Budapest, Hans Koessler, war ein enger Freund von Brahms und machte jenen auf den jungen Ernst v. Dohnányi aufmerksam. Als Brahms das Klavierquartett in c-moll des 18-jährigen zu Gesicht bekam, soll er gesagt haben: „Das hätte ich selbst nicht besser machen können.“

Nach dem 1. Weltkrieg war Dohnányi wesentlich am Aufbau des ungarischen Musiklebens beteiligt und wirkte auch als Mentor für Komponisten wie Bartók und Kodály.

Im Übersee Quartett Bremen haben sich 2020 vier Bremer Musiker aus verschiedenen Orchestern und Ensembles zusammengetan, um sich neben Oper, Kammerorchester und großem Sinfonieorchester ihrer Leidenschaft für das Streichquartett zu widmen. Der Probenort am Europahafen in der Überseestadt steht als Pate für den Namen und ist zugleich Programm: Ihre Heimat liegt in verschiedenen Teilen Europas, gemeinsam ist ihnen die Begeisterung für die slawische Musik. Dabei liegen ihnen die Streichquartette Antonín Dvořáks (die späten komponiert oder beeinflusst von seinem Aufenthalt in Übersee) besonders am Herzen. Aber auch weniger bekannten Stücken dieser Gattung aus dem Werk slawischer Komponisten möchte das
Quartett Gehör verschaffen.

Claudia Schmid-Heise, geboren in Celle, studierte in Stockholm, Köln und Mannheim. Neben dem Geigenstudium hat sie vor allem der Unterricht beim Amadeus- und dem Alban-Berg-Quartett geprägt und begeistert. Sie war Mitglied im Rubin-Quartett, Konzertmeisterin im Kölner Kammerorchester und ist seit 2009 Konzertmeisterin im Oldenburgischen Staatsorchester.

Zuzana Schmitz-Kulanova wuchs in der Slowakei auf. Sie studierte Geige in Luzern und Essen, war Konzertmeisterin im Folkwang Kammerorchester und dem Kölner Kammerorchester und ist Mitbegründerin des Ensemble Ruhr. Seit 2018 ist sie Mitglied der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Ihre besondere Liebe galt schon immer der Kammermusik.

Die Bratschistin Barbara Linke Holicka, aus Prag stammend, hat ihr Musikstudium in Prag, Berlin und in Freiburg im Breisgau absolviert. Neben Erfahrungen in verschiedenen Orchestern (Mahler Chamber Orchestra, Staatstheater Mannheim, Tschechische Philharmonie, Opernhaus und Tonhalle Zürich, Luzerne Festival Orchestra), hat sie sich stets sehr intensiv der Kammermusik gewidmet. Sie hat u.a. mit dem Artemis Quartett, Talich Quartett und Vlach Quartett gearbeitet. Seit 2008 lebt sie als freiberufliche Kammermusikerin in Bremen.

Benjamin Stiehl studierte in seiner Heimatstadt Leipzig bei Prof. Wolfgang Weber und absolvierte sein Konzertexamen bei Prof. Peter Hörr. Wertvolle Erfahrungen sammelte er im Deutschen Musikschulorchester und im Gewandhausorchester als Substitut. Seit 2004 ist er Cellist bei den Bremer Philharmonikern.